Kanten brechen bei Holz und Holzwerkstoffen: Warum macht es Sinn?
Oft hört man in der Bearbeitung und beim Schleifen von Holz den Begriff des „Kanten Brechens“. Zugegeben, aufs Erste ist wahrscheinlich nicht jedem klar, worum es dabei geht und warum man das machen sollte. Auch mir ist es sicherlich so gegangen, als ich das erste Mal diesen Begriff gehört habe. In diesem Beitrag möchte ich daher etwas Licht in das Dunkle bringen und erklären, warum man bei Holz die Kanten brechen sollte und wie Sie das anstellen.
Was versteht man darunter, die Kanten zu brechen?
Es klingt ein wenig brutal, die Kanten zu brechen, dabei ist damit eigentlich gemeint, dass die Kante mit Schleifpapier abgeschliffen wird, sodass eine ganz kleine Schräge oder Rundung entsteht. Man spricht in diesem Fall eben davon, die „Kante zu brechen“. Auch andere Begriffe, wie das „Fasen der Kante“ sind geläufig.
Ich erledige diese Arbeit meist mit einem Schleifpapier* für Holz und händisch. Mit einer Schleifmaschine ist es etwas schwierig, weil da eine Menge Gefühl und Erfahrung erforderlich sind, um es gleichmäßig hinzubekommen.
Etwas professioneller als nur mit Schleifpapier können eine Kante bzw. Ecke auch bearbeitet werden, in dem Sie mit einer Fräse vorgehen. So eine Fräse hat im Regelfall unterschiedliche Aufsätze (Köpfe), mit der man dann die Kanten unterschiedlich (rund, schräg, abgesetzt, etc.) ausführen kann.
Eines der bekanntesten Geräte dafür ist die Oberfräse, mit der Sie neben der Kantenbearbeitung auch allerlei andere Dinge anstellen können.
Das Abschrägen bzw. Abrunden der Kante macht in den allermeisten Fällen durchaus Sinn. In der Regel ist das auch schnell zu bewerkstelligen.
Warum macht es Sinn, die Kante zu bearbeiten
Das Bearbeiten der Kante hat mehrere Zwecke bzw. Ursachen:
- An einer echten Kante halten Lacke und andere Anstriche (hier übrigens mehr: Holz nach der Grundierung schleifen) nicht so gut, wie auf der abgeschrägten bzw. abgerundeten Fläche.
- Mit einem Abschrägen der Kanten bzw. Ecken verhindern Sie, dass diese Kanten später einmal unkontrolliert ausbrechen.
- Wenn nach dem Herunterschneiden von Holzbrettern und dergleichen die Kante ausgefranst bzw. ausgerissen ist, können Sie mit dem Brechen der Kante eine optische Aufwertung erreichen und diese Mängel ausgleichen.
- Manchmal ist es ein Sicherheitsaspekt: Von einer gerundeten Kante geht weniger Gefahr aus als von einer spitz zulaufenden Kante.
Natürlich gibt es auch Nutzungen, wo das Abfräsen bzw. Entfernen der Kante unnötig werde – daher kommt es dezidiert auf den späteren Verwendungszweck an. Ich breche die Kanten in so gut wie jedem Fall, vor allem dann, wenn das Holz mit einem Anstrich versehen wird. Das Ergebnis wird einfach besser.
Bei Kästen, die später furniert oder lackiert werden macht es beispielsweise Sinn, die Kanten zu brechen. Das ist auch eine Frage der Sicherheit, weil schräge bzw. runde Kanten in der Regel weniger Verletzungen, beispielsweise bei Kleinkindern, hervorrufen.
So brechen Sie die Kante bei Holz mit Schleifpapier
Obwohl manche Quellen im Internet meinen, das Abschleifen der Kante mit dem Schleifpapier* wäre unsauber und würde zu nicht ganz stimmigen Ergebnissen führen, bin ich da etwas anderer Meinung.
Natürlich werden Sie kein Ergebnis erzielen, dass dem einer Fräse gleichkommt – aber für den Fall, dass nichts besseres zur Verfügung steht, halte ich das allemal für akzeptabel. Außerdem ist es so noch immer besser, als ob die Kante gar nicht bearbeitet wird. Der Radius der Kante sollte nach dem Schleifen übrigens etwa 1,5- bis 2,5 mm betragen.
Ich gehe beim Kanten brechen bei Holz- und Holzwerkstoffen folgendermaßen vor:
Das bereite ich mir vor:
- Schleifpapier* mittelgrober Körnung (zum Beispiel 120)
- Schleifpapier feiner Körnung (zum Beispiel 220)
- Schleifhilfe bzw. Schleifklotz
- Bürste zum Entfernen des Schleifstaubs
- Möglichkeit, das Werkstück einzuspannen
Letzte Aktualisierung: 12.03.2025, Bilder von amazon.de
So breche bzw. schleife ich die Kanten (und Ecken):
- 1. Schritt: Ich spanne das zu bearbeitende Werkstück mittel Zwingen fest, damit es nicht verrutschen kann.
- 2. Schritt: Im Anschluss daran reiße ich ein Stück des Schleifpapiers der mittelgroben Körnung ab und wickle es um den Schleifklotz bzw. spanne ich es in eine Schleifhilfe ein.
- 3. Schritt: Ich setze den Schleifklotz in einem Winkel von etwa 45° an der Kante an und schleife diese schräg ab. Dabei zähle ich mit, wie oft ich das mache, damit jeder Abschnitt der Kante in etwa gleich aussieht. Ist die Schräge nämlich einmal extrem schmal und einmal extrem breit, sieht das nicht wirklich professionell aus.
- 4. Schritt: Sind alle Ecken und Kanten erledigt, nehme ich das feine Schleifpapier* und arbeite alles einmal nach, damit die Oberfläche sehr glatt ist.
- 5. Schritt: Schleifstaub entfernen – das war es auch schon.
Hier habe ich den ganzen Prozess noch einmal in einigen Bildern verewigt:
1. Schritt: Ich habe ein unbehandeltes Stück Holz mit einer Schraubzwinge befestigt. Die Kanten sind ganz normal in einem 90° Winkel spitz zulaufend.
So sahen die Kanten vor dem Schleifen im Detail aus.
2. und 3. Schritt: Mit der 120er Körnung habe ich die Kanten gebrochen. Im 45° Winkel habe ich dazu die Kanten schräg angeschliffen und darauf geachtet, dass diese überall in etwa gleich schräg geschliffen werden.
4. Schritt: Zum Nachbearbeiten habe ich ein 180er Körnung benutzt. Etwas besser wäre noch eine 220er oder 240er Körnung
5. Schritt / Endergebnis: Nach dem Entfernen des Schleifstaubes hier das Ergebnis. In wenigen ganz einfachen Schritten und mit kaum Aufwand konnten die Kanten bei diesem Holz leicht gebrochen werden.
Alternative Möglichkeiten zum Bearbeiten der Kante
Wie oben bereits angedeutet, gibt es auch alternative Möglichkeiten, um die Kanten abzurunden bzw. abzuschleifen. Die Methode mit der Fräse bzw. Oberfräse ist sehr effizient und – wenn man alles richtig macht – optisch auch sehr gefällig. Eine solche Fräse kostet aber etwas und daher zahlt sich deren Anschaffung meiner Ansicht nach nur dann aus, wenn Sie diese wirklich oft einsetzen. Hier ein paar Modelle:
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Eine weitere Möglichkeit ist es, einen Handhobel* dafür zu benutzen. Dieser kann so eingestellt werden, dass er etwa 0,5- bis 1,5 mm Holz abträgt. Wird er unter 45° auf die Kante gesetzt kann man mit ihm wunderbar die Kanten entfernen. Wichtig ist auch hier schön gleichmäßig zu arbeiten, um keine unterschiedlichen Schrägen zusammen zu bekommen.
Meiner Ansicht nach zahlt sich hier eine Kombination aus: Erst mit dem Hobel eine saubere Kante ziehen und danach mit dem Schleifpapier* feiner Körnung (220 oder 240) nacharbeiten.
Hier auch ein Video, passend zum Thema:
Kanten von Holz brechen: Fazit und Zusammenfassung
Für das Brechen der Kanten bei Holz- und Holzwerkstoffen ist nicht immer gleich eine Oberfräse erforderlich. Sie können das auch mit Schleifpapier* und Schleifklotz oder gemeinsam mit einem Handhobel in Kombination bewerkstelligen.
Wichtig ist das Abschleifen der Kanten allemal, weil sich dadurch in der Handhabung und späteren Nutzung weniger Probleme ergeben. Zudem gefällt es mir optisch in den meisten Fällen deutlich besser, eine abgeschrägte bzw. abgerundete Kante zu haben.
Echt professionelle Ergebnisse erzielen Sie in der Regel aber mit der Fräse. Hier sollte bei richtiger Anwendung die Kante wirklich überall gleich abgeschrägt bzw. gerundet sein.
Wenn Sie noch auf der Suche nach einem geeigneten Modell sind, um Ihre Kante zu bearbeiten, sehen Sie sich doch einmal dieses hier im Detail an:
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