Raspeln und Feilen: Alles über zwei beliebte Handwerkzeuge
Über zwei beliebte Handwerkzeuge bzw. Schleifzubehör für die Holz- und Metallbearbeitung darf natürlich ein eigenes Kapitel nicht fehlen: Die Rede ist von Raspeln und Feilen. Aufgrund immer besser werdender Maschinen und Gerätschaften treten Sie zwar heutzutage etwas in den Hintergrund, dennoch stellen Sie für viele Arbeiten eine wichtige Grundlage dar. Auf dieser Seite das wichtigste dazu und auch einige weiterführende Links.
Was ist eine Raspel und wie sieht sie aus?
Eine Raspel ist ein Handwerkzeug zur Bearbeitung von Werkstoffen wie Holz, Kunststoff oder auch weichen Gesteinen. Beim Raspeln kommt es zur Abhebung von Spänen von einem Werkstück, mit ganz verschiedenen Zielen und Ergebnissen.
Sie besteht aus einem Blatt und einem Griff. Die einzelnen Raspelzähne ragen aus dem Blatt heraus und tragen so Späne bzw. Material ab. Je nach Grobheit entstehen dabei mehr oder weniger tiefe Furchen. Die einzelnen Zähne werden auch Hieb bzw. Hiebe genannt.
Häufig eingesetzt wird die Raspel bei Holz- und Holzwerkstoffen und bei weichen Steinmaterialien (Alabaster, Kalkstein, etc.). Von der Form her gibt es ganz unterschiedliche Raspeln, wie beispielsweise runde, flache, halbrunde oder auch dreiecksförmige. Bei der Raspel handelt es sich also um ein Werkzeug zur groben Materialbearbeitung (im Unterschied zur Feile). So sieht sie üblicherweise aus:
Was ist eine Feile und wie sieht sie aus?
Im Gegensatz zur Raspel ist die Feile viel feiner. Mit ihr können Sie im Regelfall dieselben (weichen) Materialien aber auch zum Beispiel Metalle bearbeiten. Der große Unterschied liegt in der Art und Zahl der Zähne. Bei der Feile ist diese Zähnezahl viel größer.
Im Regelfall wird zum Beispiel mit einer Feile die Bearbeitungsspur der Raspel weggefeilt. Aber auch sehr beliebt ist das Entgraten bei Metallen bzw. das Kantenfeilen bei Holz. Die Form von Feilen ist auch sehr individuell und für viele unterschiedliche Einsatzgebiete gibt es im Regelfall auch ein passendes Modell.
Feilen bestehen im Regelfall aus legiertem Werkzeugstahl. Besonders harte Feilen (mit Diamantbesatz) können auch zur Bearbeitung von besonders harten Werkstoffen eingesetzt werden (wie zum Beispiel gehärtetem Stahl). So ist eine Feile aufgebaut:
Unterschied zwischen Raspel und Feile
Wie oben bereits festgehalten unterscheiden sich Raspeln und Feilen durch ihre Grob- bzw. Feinheit. Während bei der Raspel die Zähne (Hiebe) grob sind und aus dem Blatt herausschauen, sind diese bei der Feile viel kleiner und in das Blatt eingehauen bzw. gefräst.
Optisch ist also sehr eindeutig, was eine Feile und was eine Raspel ist. Im Prinzip verhält es sich mit diesen zwei Werkzeugen wie mit grobem und feinem Schleifpapier. Eingesetzt werden Raspel und Feile für ähnliche Werkstoffe, mit ein paar feinen Unterschieden:
Die Raspel wird in aller Regel nicht bei der Metallbearbeitung eingesetzt (früher war das hingegen schon der Fall), für Feilen ist das Haupteinsatzgebiet aber gerade das Metall (zurichten, entgraten, etc.). Würden Sie eine handelsübliche Raspel bei einem Metall einsetzen, würde das meist nur dazu führen, dass das Werkstück zerkratzt/beschädigt wird.
Insgesamt gesehen ist bei beiden Werkzeugen die Auswahl recht groß, wobei Feilen in Form und Varianten meiner Erfahrung nach etwas ausgeprägter zur Verfügung stehen. Hier finden Sie alles Weitere über den Unterschied zwischen einer Feile und einer Raspel.
Was genau ist die Hiebnummer?
Die Hiebnummer ist eine Zahl für die Grobheit bzw. die Feinheit von Raspeln und Feilen.
Bei Raspeln wird diese in Anzahl der Hiebe (Zähne) pro cm² angegeben. Je niedriger die Hiebnummer, desto weniger Hiebe sind auf einem cm² vorhanden.
Bei Feilen stellt die Hiebnummer die Anzahl der Hiebe (Zähne) pro cm in Längsrichtung des Blattes dar. Zum besseren Verständnis hier eine Übersichtstabelle (die ich selber im Internet recherchiert habe):
Hieblänge in mm | Raspel (Hiebe pro cm²) | Feile (Hiebe pro cm) | |||||
Hieb-Nr. 1 | Hieb-Nr. 2 | Hieb-Nr. 3 | Hieb-Nr. 1 | Hieb-Nr. 2 | Hieb-Nr. 3 | Hieb-Nr. 4 | |
100 mm | --- | --- | --- | 17 | 23 | 28 | 34 |
150 mm | 14 | 20 | 28 | 13 | 18 | 23 | 28 |
200 mm | 11 | 16 | 22 | 10 | 15 | 20 | 24 |
250 mm | 9 | 12 | 18 | 8 | 13 | 17 | 21 |
300 mm | 7 | 10 | 14 | 7 | 11 | 15 | 19 |
350 mm | --- | --- | --- | 6,5 | 10 | 14 | 17 |
400 mm | --- | --- | --- | 6 | 9 | 13 | 16 |
Zu beachten ist natürlich, dass bei Feilen natürlich kürzere Modelle mit derselben Hiebzahl feiner sind, da sich die Anzahl der Hiebe auf die Blattlänge bezieht. Somit ist eine Werkstattfeile H1 mit einer Länge von 20 cm natürlich feiner als eine mit 25 cm Länge, usw. Hier eine weitere Tabelle mit der jeweiligen (üblichen) Feilenbezeichnung.
Hiebnummer | Bezeichnung | Anmerkung |
1 | grob / bastard | grobe Arbeiten; viel Materialabtrag |
2 | mittel / halbschlicht | feine Arbeiten; mittlerer Materialabtrag |
3 | fein / schlicht | feine Arbeiten; geringer Materialabtrag |
4 | extrafein / doppeltschlicht | feinste Nachbearbeitung; sehr geringerer Materialabtrag |
5/6 | extrem feine Feilen (Staubfeilen) - bspw. für Schmuckherstellung |
Darüber hinaus gibt es noch weitere Feilen, die dermaßen fein sind, dass Sie in der Praxis aber weniger eine Rolle spielen. Meines Wissens geht die Skala sogar bis Hiebnummer 10. Unterschieden wird übrigens auch nach der Fertigung in gehauene und gefräste Hiebe.
Einhieb, Kreuzhieb oder Raspelhieb?
Je nachdem, wie die Hiebe auf dem Werkzeug angeordnet sind, werden drei unterschiedliche Typen von Hiebformen unterschieden:
Der Einhieb besteht aus parallel geführten Einkerbungen im Feilenblatt. Dabei ist die Anordnung meist leicht schräg, kann aber auch gerade sein. Gut eignet sich diese Hiebform zum Feilen von weichen Werkstoffen und beispielsweise zum Schärfen von Sägen.
Beim Kreuzhieb sind die Einkerbungen kreuzweise angeordnet. Dies passiert bei der Fertigung in zwei Schritten, sodass der sogenannte Unterhieb und der Oberhieb entstehen. Die Vorteile liegen in der guten Spanabfuhr und im saubereren Schliffbild (es entstehen keine Rillen an der Oberfläche). Der Kreuzhieb ist eine Weiterentwicklung des Einhiebs. Gut geeignet ist er für härtere Werkstoffe (Metall, Kunststoffe, etc). Hier dazu mehr: Kreuzhieb H1, H2 und H3.
Der Raspelhieb stellt eine Besonderheit dar: Im Unterschied zur Feile verteilen sich hier die Hiebe (Zähne) über das Blatt und heben beim Raspeln die Späne von der Oberfläche ab. Die Funktion ist eher der einer Säge, denn der einer Feile. Man unterscheidet daher auch in das Raspeln und das Feilen. Diese Hiebform eignet sich gut zum groben Bearbeiten von (weichem) Stein, Holz, Kunststoff aber auch Leder und Gummi.
Hier erfahren Sie übrigens alles Weitere über die unterschiedlichen Hiebe bei der Feile und können sich ein paar Detailfotos ansehen.
Arten von Raspeln und Feilen
Hier habe ich die wichtigsten Feilen- und Raspeltypen aufgezählt und beschrieben sowie deren Querschnitte unten in einem Bild dargestellt:
- Flach: Dabei handelt es sich um eine gängige Art, die als Querschnitt ein flaches Rechteck darstellt. Sie können üblicher Weise mit der breiten aber auch mit der schmalen Seite feilen. Ich nehme diese Feile häufig zum Entgraten von Metallen. Hier alles zur Flachfeile.
- Halbrund: Diese hat eine halbrunde und eine flache Seite. Ideal ist sie geeignet, um Vertiefungen auszurunden. Vor allem Raspeln haben oft diese Form. Hier alles über die Halbrundfeile.
- Rund: Rundfeilen sind sehr praktisch, um beispielsweise Kettensägen nachzuschärfen oder Rundungen auszufeilen.
Hier übrigens alles Wissenswerte über unterschiedliche Feilenarten in einem eigenen Beitrag.
Gehauen oder gefräst?
Feilen kann man auf zwei Arten herstellen: Entweder mit gehauenen oder mit gefrästen Hieben. Einmal werden die Hiebe maschinell ins Blatt geschlagen (gehauen) und beim Fräsen werden diese hinein geschnitten.
Dadurch ergibt sich ein positiver Spanwinkel (Fräsen) bzw. ein negativer Spanwinkel (Hauen). Der Unterschied liegt hauptsächlich darin, dass gefräste Modelle wesentlich mehr Material abtragen als gehauene.
Warum das genau so ist und eine ansehnliche Skizze zu diesem Thema habe ich auch hier veröffentlicht: Gehauene und gefräste Feilen: Wo liegt der Unterschied?
Unterschied zwischen Holzfeile und Metallfeile
Zwischen Holz und Metall gibt es einen großen Unterschied: Während Holz ein natürlicher Werkstoff ist, der generell als weich gilt, sind Metalle industriell gefertigt und je nach Material Weichmetalle (zum Beispiel Aluminium) oder Hartmetalle. Auch Weichmetalle sind allerdings hart.
Das hat natürlich Auswirkungen auf die zu verwendeten Raspeln oder Feilen: Eine Raspel zum Beispiel können Sie bei einem Metall gar nicht einsetzen. Diese dient in erster Linie der groben Bearbeitung weicher Werkstoffe – wie zum Beispiel Holz. Gewisse Feilen, wie beispielsweise gefräste Einhieb-Feilen können auch bei Holz eingesetzt werden.
Die Metallbearbeitung findet allerdings eher mit der Kreuzhieb-Feile statt. Wesentlich besser sind hier wiederum gehauene Feilen geeignet, die das Metall abschaben. Die Hiebe solcher Feilen weisen einen negativen Spanwinkel auf, was hier von Vorteil ist.
Alles Weitere zu diesem Thema und konkrete Feilenempfehlungen erhalten Sie überdies in diesem Artikel: Unterschied zwischen einer Holzfeile und einer Metallfeile.
So arbeiten Sie mit Raspeln und Feilen
Hier habe ich die wichtigsten Tipps zum Hantieren mit Feile und Raspel für Sie zusammengefasst:
Egal, was Sie Feilen oder Raspeln – wenn es sich um ein loses Werkstück handelt, spannen Sie es gut ein. Sie können das mit einem Schraubstock machen oder einer Zwinge auf einem Tisch bzw. einer Werkbank.
Sie brauchen beim Raspeln und Feilen grundsätzlich beide Hände: Mit einer umfassen Sie den Griff, die andere legen Sie flach auf die Oberseite des Blattes an der Vorderseite. Mit der Griff-Hand ziehen und drücken Sie das Werkzeug nach vor und zurück, mit der Blatt-Hand üben Sie sanften Druck aus.
Berücksichtigen Sie beim Bearbeiten von Holz die Faserrichtung (so, wie beim Schleifen auch). Sie sollten immer mit der Faser feilen/raspeln. Arbeiten Sie nämlich gegen die Faser, kann es zu Ausrissen und Absplitterungen kommen.
Beachten Sie ebenfalls, dass bei der Bearbeitung sehr harter Werkstoffe die Schärfe mit der Zeit verloren geht. Eine stumpfe Feile oder Raspel können Sie nicht nachschärfen. Sie können allerdings mit den richtigen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Reinigung mit einer Feilenbürste, die Lebensdauer verlängern. Hier habe ich erklärt, wie Sie Holz richtig raspeln.
Je härter das zu bearbeitende Werkstück ist, desto feiner sollten Zahnung/Hieb der Feile und Raspel sein. Das gilt natürlich auch für Hartholz und Weichholz.
Wenn Sie Holz bearbeiten, müssen Sie öfters auch die Kanten abschrägen. Das tun Sie, weil später Anstriche besser haften und später keine Ausrisse entstehen. Hier habe ich daher erklärt, wie Sie Kanten abschrägen bei Holz mit Raspel und Feile.
Kann man mit der Feile Metalle entgraten
Ja, natürlich – das ist eine der Hauptanwendungsgebiete von Feilen. Beim Bearbeiten von Metallen entstehen nämlich ständig durch Materialverdrängung beim Bohren oder Sägen bzw. Fräse Grate an Kanten. Diese sind gefährlich (Verletzungsgefahr), optisch nicht optimal und verhindern später eine saubere Beschichtung.
Daher sollten Sie Grate immer so rasch als möglich entfernen. Neben dem Handentgrater und Bürsten steht Ihnen hier auch die Feile zur Verfügung. Ich arbeite am liebsten mit einer H2 oder H3 Kreuzhieb-Feile. Die 3er Feile ist dabei etwas feiner als der 2er Typ. So gehen Sie dabei vor (Kurzfassung):
- 1. Schritt: Spannen Sie das zu entgratende Werkstück gut fest.
- 2. Schritt: Nehmen Sie die Feile beim Griff und legen die andere Hand auf das Blatt.
- 3. Schritt: Entfernen Sie den Grat, in dem Sie die Feile unter etwa 45° vor und zurückschieben.
- 4. Schritt: Nachdem die Grate entfernt sind, sollten Sie noch eine Blickkontrolle machen.
- 5. Schritt: Ist das nicht der Fall, sollten Sie (eventuell mit einer feineren Feile) die Kante nachbearbeiten.
Die Langfassung dieser Anleitung und weitere Details finden Sie hier: Metall entgraten mit der Feile.
Wie entrostet man eine Feile?
Werden Raspeln oder Feilen falsch aufbewahrt, kann es ganz leicht zur Bildung von Rost kommen. Ist die Korrosion nicht allzu stark, hat das wenig Auswirkungen auf das Arbeitsergebnis. Dennoch ist das Rosten keine sehr positive Sache. Diese Möglichkeiten haben Sie meines Erachtens beim Entfernen von Rost von Feilen:
- Die Feile benutzen und mit ihr weiterarbeiten (Rost reibt sich ab)
- Anwendung eines WD-40 Öls
- Benutzen einen speziellen Rostlösers
- Feile entsorgen und neu Feile kaufen
Vor allem Punkt 4 wird nicht Jedermann zusagen. Eines ist aber klar: Das Anwenden von Entrostungsoptionen ist bei nicht recht hochwertigen Feilen meist Geld- und Zeitverschwendung. Besser ist es einerseits vorzubeugen, dass es erst gar nicht so weit kommt und grundsätzlich hochwertige Feilen zu kaufen. Hier dazu mehr: Raspeln und Feilen entrosten.
Was ist zu beachten, wenn Sie sich eine Holzraspel kaufen möchten?
Wie bei allen Werkzeugen gibt es vor dem Kauf eine Reihe von Dingen zu beachten. Bei der klassischen Holzraspel sind dies meiner Ansicht nach die Folgenden:
- Anzahl der Hiebe (Hiebnummer)
- Länge der Raspel bzw. des Blattes
- Ausführung des Griffs
- Material der Raspel
- Kosten bzw. Preis-/Leistung
Außerdem müssen Sie entscheiden, in welcher Form Sie sich die Raspel zulegen wollen: Ich präferiere Dreiersets mit drei gängigen Querschnitten: flachstumpf, halbrund und rund. Hier dazu mehr: Holzraspel kaufen.
Weiterführende Beiträge
Hier finden Sie alle Tipps über Raspeln und Feilen, die ich auf dieser Webseite veröffentlicht habe:
- Feilenbürste: Anwendung, Verwendung und Modelle
- Mannesmann Raspelsatz im Test: Dreiteiliges Set für Holz
- Die Flachfeile: Eine der beliebtesten Feilen für Holz und Metall
- Die Halbrundfeile: Alles zu Aussehen, Arten und Verwendung
- Holzraspel kaufen: Set oder doch lieber Einzelstück?
- Kanten abschrägen bei Holz mit Raspel und Feile
- Tipps beim Feilen und Raspeln: Das haben Sie zu beachten
- Holz richtig raspeln: So gehen Sie dabei korrekt vor
- Unterschied beim Hieb der Feile sehen und erkennen
- Unterschied zwischen einer Holzfeile und einer Metallfeile
- Raspeln und Feilen entrosten: Diese Optionen haben Sie
- Kreuzhieb H1 H2 H3: Was heißt das denn eigentlich?
- Gehauene und gefräste Feilen: Wo liegt der Unterschied?
- Metall entgraten mit der Feile: So gehen Sie dabei vor
- Feilenarten: Hiebe, Herstellung, Anwendungen & Modelle
- Wo liegt der Unterschied zwischen einer Feile und einer Raspel?