Nass oder trocken schleifen: Was hat wann welche Vorteile?
Wie bei anderen Arbeiten auch (Sägen, Bohren, etc.) kann man auch beim Schleifen nass oder trocken arbeiten. Zu den bekannteren Methoden (vor allem in den eigenen vier Wänden) zählt definitiv das Trockenschleifen. Dies ist zwar nicht immer einfacher als das Nassschleifen, wird meiner Einschätzung nach aber als einfacher empfunden. In diesem Artikel möchte ich daher darauf eingehen, ob nass oder trocken schleifen generell besser geeignet ist, ob man das eigentlich so sagen kann und wie Sie beim Einen und beim Anderen korrekt vorgehen. Beginnen wir am besten bei der Erklärung beider Vorgänge:
Trockenschleifen: Begrifflichkeit, Gründe und Vorgangsweise
Warum eine Oberfläche überhaupt geschliffen werden soll bzw. muss, dafür gibt es viele Gründe. Die relevantesten sind meiner Ansicht nach:
- Vorbereitung eines guten Haftgrundes
- Glätten der Oberfläche
- Ausbesseren von Fehlern, Mängeln und Vertiefungen
Dabei wird in der Regel der Trockenschliff bevorzugt angewendet. Hier wird mit trockenem Schleifpapier die Oberfläche abrasiv behandelt. Dabei können Sie mit einer Schleifmaschine oder händisch vorgehen.
Das Schleifpapier kann – je nach Anforderung – feinere bzw. gröbere Körnung aufweisen und auch von der Streuung her ganz unterschiedlich besetzt sein. Einer der größten Nachteile beim Trocken schleifen ist der, dass Schleifstaub entsteht.
Je nach Körnung und Oberfläche kann das auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Beispielsweise haben Sie bei Aluminium eine erhöhte Gefährdung der Lunge (Stichwort Staublunge) und müssen beim Schleifen auch immer auf den Schutz der Haut und der Augen achten.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
Hier habe ich die meiner Ansicht nach größten Vor- und Nachteile des Trockenschleifens zusammengefasst:
- Große Auswahl an Schleifmitteln
- Schneller Schleiffortschritt (abhängig von der Körnung)
- Weniger Korrosionsgefahr bei Metallen
- Besser Fortschrittskontrolle beim Schleifen
- Hohe Staubbelastung (ohne Absaugung)
- Keine Kühlung der Oberfläche (Reibungswärme)
- Entstehung von Funken beim Metallschleifen
- Keine extrem hohen Drehgeschwindigkeiten möglich
So schleifen Sie trocken
Das trockene Schleifen ist an und für sich keine Hexerei. Zuerst müssen Sie sich entscheiden, ob Sie maschinell oder händisch vorgehen möchten und welche Körnung Sie verwenden wollen/müssen. Je niedriger dabei die Körnungsnummer ist, desto gröber ist der Schleifbelag.
In der Regel beginnen Sie mit etwas gröberer Körnung und arbeiten sich dann schrittweise zu immer feiner werdenden Körnungen vor. Zwischen jedem Schleifschritt entfernen Sie den Schleifstaub gründlich. Somit bessern Sie mit jeder feiner werdenden Körnung die mit gröberen Papieren erzeugten Schleifspuren aus.
Speziell bei Holz und Metallen erlangen Sie so im Laufe der Zeit eine immer glattere und feinere Oberfläche, in der eventuell zu Beginn des Schleifens vorherrschende Mängel nicht mehr zu sehen sind. Diese Oberfläche ist dann gut vorbereitet für nachfolgende Anstriche bei Holz (Lackieren, Lasieren, Ölen, etc.) bzw. Metall (Rostschutz, Lackieren, etc.). Hier erfahren Sie übrigens, wie Sie Fehler beim Schleifen vermeiden.
Dieses Schleifpapier verwenden Sie
Beim Trockenschliff verwenden Sie in der Regel ganz normales Schleifpapier – meist sind es Körnungen aus Aluminiumoxid oder Siliziumkarbid. Dabei wird in der Regel nicht explizit dazu geschrieben, dass das Papier für den Trockenschliff geeignet ist – davon kann man schon ausgehen.
Lediglich dann, wenn ein Papier nur für den Nassschliff geeignet wäre, wird das auch dabeistehen (oft sind Schleifpapiere für den Nass- und Trockenschliff geeignet). Abseits der Wahl zwischen Trocken- und Nassschleifpapier* sollten Sie natürlich auch immer darauf achten, dass Sie bei Benutzung einer Schleifmaschine immer die korrekten Blätter benutzen.
Hier eine kleine Auswahl an unterschiedlichen Trockenschleifpapieren für die Hand, den Exzenterschleifer und den Schwingschleifer:
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Nass-Schleifen: Begrifflichkeit, Gründe und Vorgangsweise
Das Nassschleifen unterscheidet sich vom Trockenschleifen lediglich dadurch, dass eine Flüssigkeit während dem Schleifprozess mit ins Spiel kommt – das kann Wasser, Öl oder eine Emulsion sein. Die Gründe, nass zu schleifen, sind vielfältig, hier dazu die meiner Meinung nach wichtigsten:
- Kühlung und Schmierung des Schleifmittels
- Mögliche Steigerung der Drehgeschwindigkeiten von Schleifgeräten
- Erhöhung der Standzeit der Schleifmittel
- Bessere Oberflächengüte (feineres Schliffbild)
Dabei muss man ehrlich sagen, dass gewisse Aspekte, die industriell eine Rolle beim Nassschleifen spielen in den eigenen vier Wänden beim Heimwerken kaum ins Gewicht fallen. Ich schleife daheim im Prinzip auch so gut wie immer trocken.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
Hier habe ich die meiner Ansicht nach größten Vor- und Nachteile des Nassschleifens zusammengefasst:
- Keine/sehr geringe Staubbelastung
- Kühlung der Oberfläche und des Schleifmediums
- Keine Funkenbildung bei Metallen
- Sehr hohe Geschwindigkeiten möglich
- Schleifmittel nutzen sich langsamer ab
- Geringere Auswahl an Schleifpapieren
- Fortschrittskontrolle beim Schleifen eher gering
- Schleiffortschritt eher mäßig (geringerer Materialabtrag)
So schleifen Sie nass
Auch beim Nassschliff müssen Sie sich entscheiden, ob Sie diesen maschinell oder per Hand machen möchten:
Verwenden Sie ein Schleifgerät, gibt es spezielle Modelle, die eine eigene Wasserzufuhr haben und bei denen daher die Flüssigkeitskontrolle besser zu gewährleisten ist. Solche Geräte kosten aber natürlich mehr, als herkömmliche Modelle.
Außerdem gibt es für klassische Schleifmaschinen, wie zum Beispiel den Exzenterschleifer auch Aufsätze für das Nassschleifen* zu kaufen. In diesem Fall müssen Sie eben selber für eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr achten. Schleifen Sie mit der Hand, was beim Nassschleifen durchaus praktikabel sein kann (weil es sich meist um sehr feine Körnungen handelt), benutzen Sie einfach einen Eimer mit sauberem Wasser und befeuchten das Schleifpapier bzw. die Oberfläche, sodass diese immer feucht gehalten wird.
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Ansonsten gelten auch beim Nass schleifen übliche Schleif-Grundsätze, wie zum Beispiel:
- Achten Sie auf Ihre Sicherheit – tragen Sie eine Schutzausrüstung (Schutzbrille, etc.) und spannen Sie das Werkstück gut fest.
- Arbeiten Sie von grob nach fein: Oft ist es sinnvoll, die ersten Schliffe trocken mit wenig Druck und mit grobem Schleifpapier zu erledigen und gegen Ende nass mit feinem Schleifpapier und mehr Druck zu arbeiten.
- Arbeiten Sie bei Holzoberflächen mit der Maserung und nicht gegen sie.
- Der Grobschliff dient dem Ausbessern der Oberfläche, der Feinschliff bzw. das Polieren dient einer guten Optik und Oberflächenstruktur.
Hier eine kleine Auswahl an unterschiedlichen Nassschleifpapieren:
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Wie sieht es mit Messern aus?
Wenn Sie Freund scharfer (japanischer) Küchenmesser sind, werden Sie vielleicht wissen, dass auch diese nass geschliffen werden. Dabei wird in der Regel ein sogenannter Wasserschleifstein benutzt:
Dieser wird vor dem Schleifen eingewässert (bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen) und dann fixiert (zum Beispiel auf einer Gummiauflage). Die Messer werden dann unter Ausnutzung der vollen Breite und Länge des Wassersteins in einem Winkel von etwa 15 Grad (kommt auf das Messer an) geschliffen. Die vom Wasser gelösten Schleifkörner sind hier das Schleifmittel.
Solche Wassersteine sind in den verschiedensten Körnungen zu haben, Mit ihnen kann man sowohl Scharten und Furchen ausbessern oder ganz feine Schliffe durchführen. Die Bezeichnung der Körnung wird dabei in der Regel nach der japanischen Norm (JIS) vorgenommen.
Haben Sie Bedarf an einem Wasserstein, kann ich empfehlen, dass Sie sich einen Kombistein mit zwei unterschiedlichen Körnungen zulegen. Das ist sehr effizient und wenn ich daheim meine Messer schleife, nehme ich immer so einen zur Hand. Ich habe hier unterschiedliche Stein mit unterschiedlichen Körnungen. Mein Favorit ist dieser Kombischleifstein hier*.
Holz nass oder trocken schleifen?
Im Gegensatz zu Metalloberflächen (und Autokarosserien), die – bis auf die Korrosion bei Eisen – im Prinzip nicht feuchteempfindlich sind, ist es sich bei der Frage, ob man Holz nass oder trocken schleifen sollte, schon etwas kritischer.
Fast alle Holzarten reagieren beim Wasseraufnahme nämlich nicht immer sehr positiv. Das Gute: Meist gilt das nur bei einer ständigen Dauerbewässerung und nicht, wenn die Oberfläche wenige Male für das Schleifen befeuchtet wird.
Sie sollten allerdings bei Holzoberflächen nur mit Wasser und nicht etwa mit Ölen oder Emulsionen arbeiten. Wasser trocknet aus – die anderen Flüssigkeiten aber können Probleme bei der späteren Haftung von Anstrichen ergeben.
Sie können beim Holz bereits vor einem eventuellen Anstrich aber auch nach einer Lackierung einen Nassschliff vornehmen. Hier habe ich die beiden Vorgangsweisen in kurzen Zusammenfassungen beschrieben:
Holz vor dem Streichen nass schleifen
Bei dieser Methode kommt zwar Wasser ins Spiel, ein Nassschleifpapier* brauchen Sie dazu aber nicht zwangsweise. Ich arbeite gerne in genau diesen nachfolgenden Schritten:
- 1. Schritt: Im ersten Schritt schleifen säubern und reinigen Sie die Holzoberfläche gründlich.
- 2. Schritt: Danach schleifen Sie alles mit einer groben Körnung ab. Diese richtet sich nach dem Zustand des Holzes. Ich starte gerne mit einer 60er oder 80er Körnung.
- 3. Schritt: Nun entfernen Sie den Schleifstaub und feuchten die Oberfläche mit sauberem Wasser an. Dadurch stellen sich die Holzfasern auf. Lassen Sie das Ganze nun trocknen.
- 4. Schritt: Nun verwenden Sie ein mittelgrobes Schleifpapier (zum Beispiel Körnung 120 oder 150), um die aufgerichteten Fasern sauber zu kappen. Dies bringt ein sehr gutes Ergebnis punkto Oberflächenglätte mit sich.
- 5. Schritt: Nach dem neuerlichen Entfernen des Schleifstaubes sollten Sie den finalen Schliff nun mit einer sehr feinen Körnung (etwa 220, 240 oder 280) durchführen. Dies ist der Endschliff. Nach diesem ist das Holz bereit für Grundierung, Lasur, Lack oder was auch immer.
Beachten Sie dabei, dass Sie Zwischendurch nicht zu viele Körnungsnummern überspringen, denn das führt zu einem insgesamt eher mäßigeren Ergebnis und Schliffbild. Sie können natürlich auch vor JEDEM Schliff die Oberfläche befeuchten – es sollte aber nur leicht feucht sein und nicht triefend nass.
Diese Vorgangsweise können Sie übrigens bei Holzverbundwerkstoffen (Spanplatten, OSB-Platten, etc.) vergessen. Diese quellen bei Wasserzufuhr stark auf und gehen auch nach dem Austrocknen meist nicht in die ursprüngliche Form zurück.
Holz nach dem Lackieren nass schleifen
Eine weitere Option ist es, das Holz nach dem Lackieren zu schleifen. Dazu setze ich hier nach dem Lackieren und Trocknen des Anstrichs fort:
- 1. Schritt: Nach dem Austrocknen des aufgetragenen Lacks sollten Sie erst mit einer feinen Körnung (zum Beispiel 220) trocken schleifen. Das bringt die Oberfläche erst zu dem Punkt, an dem das Nassschleifen Sinn ergibt. Entfernen Sie den Schleifstaub von der Oberfläche.
- 2. Schritt: Wählen Sie nun ein Nassschleifpapier*. Dies sollte speziell auch als solches gekennzeichnet sein. Trockenschleifpapier können Sie dafür nicht benutzen. Wählen Sie eine feine Körnung, wie zum Beispiel 240 oder 280.
- 3. Schritt: Nun müssen Sie das Schleifpapier wässern. Dazu legen Sie es mindestens 30 Minuten lang in sauberes Wasser (besser noch länger, damit so viel Wasser wie möglich aufgenommen wird).
- 4. Schritt: Schleifen Sie nun nass in leicht kreisenden Bewegungen das Holz ab, gehen Sie aber immer möglichst mit der Holzmaserung vor. Achten Sie darauf, möglichst gleichmäßig zu schleifen.
- 5. Schritt: Wenn nach dem ersten Durchgang die Oberfläche Ihren Erwartungen entspricht, lassen Sie es gut sein, ansonsten machen Sie dasselbe noch einmal mit einer feineren Körnung. Nassschleifpapier* ist sehr fein zu haben – nach oben hin sind daher kaum Grenzen gesetzt.
- 6. Schritt: Nach dem Säubern der Oberfläche können Sie nun zum Beispiel eine Versiegelung oder eine Schichte Klarlack auftragen, um das glatt geschliffene Holz entsprechend zu schützen.
Aus meiner Sicht ist der Nassschliff bei Holz immer eine Kombination aus Trockenschliff und Nassschliff. Das Holz nur nass zu schleifen hat aus meiner Sicht nicht viel Sinn. Erst durch den Trockenschliff bekommt die Oberfläche die Struktur, bei der das Nassschleifen wirklich Sinn ergibt.
Nass oder trocken schleifen: Fazit und Zusammenfassung
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist die Angelegenheit nicht gänzlich einfach. Um ein wirklich extrem schönes und sauberes Schliffbild vorzufinden, kommen Sie vermutlich um einen abschließenden Nassschliff kaum herum – so ist das aus meiner Sicht zumindest bei Metall- und Holzoberflächen.
Das Nass schleifen hat im Gegensatz zum Trocken schleifen ein paar Vorteile, wie zum Beispiel die geringere Staubbelastung und feinere und glattere Oberflächenstruktur, die damit erzielt werden kann – es bedeutet aber natürlich einen Mehraufwand.
Nassschleifpapier ist nicht in der Menge erhältlich, wie Trockenschleifpapier, es gibt aber dennoch eine gewisse Auswahl. Hier habe ich ein mögliches Produkt für Sie:
- 6 Bögen je Körnung: 60 / 80 / 100 / 120 / 150 / 180 / 240 / 320 / 400 / 600 / 800 / 1000 / 1200 / 1500 / 2000 / 2500 / 3000 (insgesamt 102 Blatt).
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